Primär biliäre Cholangitis (PBC) ist eine immunmediierte, chronisch-entzündliche, cholestatische Lebererkrankung unbekannter Ursache. Sie tritt vorwiegend bei Frauen (> 90 %) im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf. Schätzungsweise beträgt die Inzidenz von PBC weltweit 4 bis 31 Fälle/Million im Jahr. PBC ist gekennzeichnet durch eine Infiltration der kleinen intrahepatischen Gallengänge (Canaliculi biliferi) durch Lymphzellen und eine Anstauung von Gallenflüssigkeit (Cholestase). Die Klinik der Erkrankung zeichnet sich anfänglich durch unspezifische, stark variierende Symptome wie beispielsweise Juckreiz (Pruritus), Erschöpfung und Schmerzen im rechten oberen Bauchbereich aus. Nach einem unbestimmten Zeitraum entwickelt sich eine Gelbsucht. Der Anstieg von Serumlipiden liefert einen wichtigen Hinweis auf PBC. Aus histologischer Sicht ergeben sich Veränderungen in der Leber, die denen einer chronischen, nichteitrigen, destruktiven Cholangitis entsprechen: granulierende Pericholangitis, langsam fortschreitende Zerstörung der kleinen und mittleren Gallengänge mit anschließender Fibrose und vollständige Zirrhose im Endstadium. Neben der Leber sind häufig auch andere Organe mit exokrinen Funktionen betroffen, insbesondere die Tränendrüsen, Speicheldrüsen und das Pankreas.
Die Diagnose einer PBC umfasst Leberfunktionstests (Nachweis von Alkalinphosphatase, Aspartattransaminase und Alanintransaminase), die Bestimmung von Serumlipiden, AMA- und ANA-Suchtests sowie die Abgrenzung von anderen chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen wie chronischer Virushepatitis, Autoimmunhepatitis oder primär sklerosierender Cholangitis.
Der Nachweis antimitochondrialer Antikörper (AMA) ist bei der Diagnose der PBC von großer Bedeutung. Antikörper gegen das M2-Antigen stellen den diagnostischen Marker mit der höchsten Sensitivität und Spezifität dar. Diese Antikörper kommen bei bis zu 94 % aller PBC-Patienten vor. Ein positiver serologischer Anti-M2-Antikörper-Befund mit hohem Titer ist ein wichtiger Hinweis bei der Diagnose einer PBC und ein äußerst nützlicher Prädiktor in der Früherkennung von PBC bei jenen Patienten, die eine frühe Form von PBC ohne auffällige Leberfunktionsstörungen oder Symptome cholestatischer Erkrankungen aufweisen. Neben AMA können mittels indirektem Immunfluoreszenztest bei circa einem Drittel der PBC-Patienten auch ANA nachgewiesen werden. Als spezifische ANA-Zielantigene wurden promyelozytisch leukämische Proteine (PML-Proteine) und Sp100, die im IIFT ein Nuclear-Dot-Muster ergeben, sowie zwei Komponenten des Kernporenkomplexes (gp210 und p62), die speziell mit einem perinukleären Muster assoziiert werden, identifiziert.
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